Selbst ein paar negative Bewertungen im Internet können den Ruf Ihres Unternehmens negativ beeinflussen. Die Mitarbeiter und Bewerber hinterlassen leider relativ selten ein gutes Feedback, sondern nutzen aktiv die Internetplattformen zum Ausdruck ihrer negativen Erfahrungen. Obwohl diese Erfahrungen sehr subjektiv sind und aufgrund dessen nicht für die breite Masse sprechen können, üben sie trotzdem einen negativen Einfluss auf die Attraktivität der Arbeitgebermarke und als Folge auf die Entscheidungsfindung potenzieller Kandidaten.
Solche Fälle durfte auch ich im Laufe meiner Suchprojekte beobachten. Insbesondere in einem kandidatengetriebenen Markt kostet es öfters sehr viel Zeit und Überzeugungsarbeit, so einen zweifelnden Kandidaten doch zu dem ersten Kennenlerngespräch mit dem potenziellen Arbeitgeber zu überreden. Dabei weise ich in solchen Situationen explizit auf die Subjektivität dieser Bewertungen hin, denn es gibt so viele Meinungen, wie Menschen auf der Welt und der wirkliche Grund so einer negativen Bewertung ist ja dem Kandidaten nicht bekannt. Der Grund dafür, kann ja auch in der eigenen schlechten Performance des Referenzgebers liegen, aufgrund derer er eine subjektiv – negative Erfahrung mit dem Unternehmen erleben durfte. Außerdem haben die Mitarbeiter, die sich im Unternehmen wohl fühlen, öfters keine Intention zur Verfassung von Bewertungen, weil sie mit ihrer Situation zufrieden sind. Die, aus welchem Grund auch immer, unzufriedene Mitarbeiter suchen eher intensiver nach dem Ausdruck ihrer Unzufriedenheit und engagieren sich deutlich aktiver bei der Verfassung von Unternehmensbewertungen. Aus den oben genannten Gründen rate ich immer den Kandidaten, sich das Unternehmen im Rahmen eines Bewerbungsgesprächs selbst anzuschauen, bevor sie eine vorzeitige Entscheidung treffen, die auf wagen Vermutungen basiert.
Wie sollen aber die HR Mitarbeiter eines Unternehmens auf solche Bewertungen reagieren?
Es macht relativ wenig Sinn, ein Dialog mit einem ehemaligen Mitarbeiter oder einem Bewerber aufzubauen, dessen Bewertung rein auf emotionalen Aussagen basiert, denn das Problem liegt hier öfters nicht im Unternehmen, sondern in dem Mitarbeiter oder Bewerber selbst.
Die Bewertungen, die auf spezifischen Fakten beruhen, erfordern eine Rückmeldung mit spezifischen Maßnahmen.
Die Verfassung von Bewertungen durch die Mitarbeiter oder Bewerber kann grundsätzlich nicht kontrolliert werden. Wenn diese bereits veröffentlicht wurden, besteht nur die einzige Möglichkeit, die Situation unter Ihre Kontrolle zu bringen, darin, den Verfasser der Bewertung in einen aktiven Austausch einzubeziehen.
Gehen Sie aktiv auf die negative Bewertung ein, indem Sie im Namen Ihres Unternehmens bedauern, dass der Referenzgeber diese unangenehme Erfahrung erleben durfte. Zeigen Sie dem Referenzgeber, dass Sie sich ernsthaft mit dem aufgetretenen Problem befassen, indem Sie ihm gezielte Fragen zur Klärung der Situation stellen. Falls es sich im Laufe Ihrer Investigation herausstellen sollte, dass der Bewerter womöglich recht hatte, sollten Sie sich dafür im Namen des Unternehmens entschuldigen und versichern, dass sich die Situation zum Besseren ändern wird. Sollte es sich jedoch erweisen, dass der ehemalige Mitarbeiter oder der Bewerber mit seiner Behauptung falsch liegt, kommunizieren Sie dies auch in offener und höflicher Art und Weise und wünschen Sie ihm viel Erfolg für seine berufliche Weiterentwicklung.
Machen Sie Ihre Mitarbeiter zu den Markenbotschaftern Ihres Unternehmens.
Im Falle von vielen negativen Bewertungen im Internet können Sie natürlich versuchen, diese mit zahlrechen guten Bewertungen zu überdecken, im Endeffekt wird aber diese Handlung zu keinem nachhaltig guten Ergebnis führen. Die beste Lösung besteht darin, die Mitarbeiter Ihres Unternehmens, als Markenbotschafter zu engagieren, indem sie freiwillig ihre eigene Meinung über das Unternehmen in Form von Bewertungen nach außen tragen. Im besten Fall geht so ein Markenbotschafter direkt und öffentlich auf die negative Bewertung ein, indem er mit seiner Antwort eine Stellung zu der Aussage bezieht und dadurch die falschen Informationen relativiert. So ein Kommentar klingt immer sehr authentisch und glaubhaft.
Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion von negativen Bewertungen auf Internetportalen besteht in der Implementierung von internen Feedbackprozessen im Unternehmen. Die Möglichkeit zum anonymen und sicheren Ausdruck von Unzufriedenheit im Unternehmen kann maßgeblich zur Lösung vieler internen Probleme beitragen, bevor diese in Form von negativen Bewertungen ins Internet gelangen.
In diesem Sinne empfiehlt sich die Schaffung von unternehmensinternen Kommunikationskanälen zum Austausch zwischen dem Mitarbeiter und dem Vorgesetzten in Form eines anonymen Kommentars mit darauffolgender Diskussion des Problems. Dabei ist es wichtig, dass diese Maßnahme nicht nur als eine formelle Angelegenheit verstanden wird, sondern auch zu echten Ergebnissen führt, denn wir sprechen hier über die tatsächlichen Probleme Ihrer Angestellter.
Besonders aufmerksam sollten Sie auch bei der Kündigung der Mitarbeiter vorgehen. Der Ablauf eines Exit – Gesprächs und die Kündigungsgründe wirken sich ebenfalls auf den emotionalen Zustand des Arbeitnehmers aus. Aus diesem Grund ist es im Falle einer Kündigung wichtig, das Exit – Gespräch konstruktiv zu führen und den Konfliktsituationen gezielt aus dem Weg zu gehen.
Alle Ihre Bemühungen werden aber sehr schnell ihre Wirkung verlieren, falls Sie sich nur ausschließlich auf die Bewertungen fokussieren und dabei die möglichen Gründe für die Entstehung der negativen Bewertungen aus Ihrem Blickfeld verlieren. Versuchen Sie daher die Entstehung von negativen Bewertungen zu vermeiden, indem Sie sich aktiv und sichtbar mit der Lösung von echten Mitarbeiterproblemen beschäftigen.
Natürlich ist das ständige Monitoring von Foren und Bewertungsportalen ziemlich zeitaufwändig, bringt aber auch einen Mehrwert für Sie in Form von neuen Erkenntnissen, denn es spielt praktisch keine Rolle, was Sie selbst über Ihr Unternehmen erzählen, wenn Ihre Mitarbeiter und Bewerber anders denken.
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