Die Frage über die Professionalität eines Kandidaten ist nicht so einfach zu beantworten, denn in Abhängigkeit von der Branche und fachlichen Anforderungen zur Ausübung einer bestimmten Arbeitstätigkeit gibt es immer Besonderheiten, bzw. fachspezifische Merkmale, die zu berücksichtigen sind. Es lässt sich zwar in vielen Fällen auf Basis vorheriger Berufserfahrung, tiefgehender Interviews oder bestimmter Case Studies gut überprüfen, in welchem Ausmaß der künftige Mitarbeiter die Nuancen seines Berufes beherrscht. Das bloße Verständnis seines Handwerkes, sagt aber noch nichts über den tatsächlichen Grad der Professionalität des Kandidaten aus. Dazu gehört auch die Fähigkeit, sein Handwerk gewinnbringend einzusetzen.
Aus diesem Grund ist es genauso wichtig, im Vorstellungsgespräch mit dem potenziellen Mitarbeiter, ein besseres Verständnis darüber zu erlangen, wie er selbst das eigentliche Ergebnis seiner Arbeitstätigkeit definiert, denn ein wirklicher Profi unterscheidet sich von einem Durchschnittsperformer unter anderem auch dadurch, dass er im Stande ist, das angestrebte Ergebnis seiner Arbeitstätigkeit in Form qualitativer und / oder quantitativer Dimensionen auszudrücken. Hier sprechen wir insbesondere darüber, wie er seinen eigenen Return on Investment in Form eines Mehrwertes für das Unternehmen definiert.
Aus diesem Grund zähle ich die Frage: „Wie definieren Sie das Ziel, bzw. das angestrebte Ergebnis Ihrer Arbeitstätigkeit?“ zu zentralen Fragen bei der Einschätzung der Professionalität eines Kandidaten im Vorstellungsgespräch.
Natürlich lässt sich das Zielergebnis einer Arbeitstätigkeit nicht in allen Bereichen bis auf die letzte Kennzahl genau festlegen. Zum Beispiel im Verkauf kann das Ergebnis relativ einfach in das Umsatzziel übersetzt werden. Im Falle einer Management Position handelt es sich in der Regel um einen umfangreichen Verantwortungsbereich. Aber die Antwort des Kandidaten auf diese Frage sollte trotzdem klar und deutlich formuliert werden und auf ein bestimmtes Zielergebnis hinauslaufen. Die Antwort des Kandidaten sollte natürlich mit Ihren Vorstellungen in Hinblick auf die angestrebten Ergebnisse seiner beruflichen Tätigkeit einhergehen.
Zu dem klar definierten Ziel gehört aber auch der Plan zur Erreichung dieses Ziels und im nächsten Schritt ist es ebenfalls wichtig zu verstehen, wie der Kandidat das Ergebnis seiner Arbeitstätigkeit erreichen möchte. Wie gut versteht er die Prozesse, die zur Schaffung des angestrebten Ergebnisses führen sollten? Ein Profi verfügt in der Regel über ein tiefes Verständnis der Instrumente, mit Hilfe derer er seine Ziele erreicht. In diesem Kontext gewinnen besonders folgende Fragen an Relevanz: „Wie möchten Sie Ihr Ziel in unserem Unternehmen erreichen?“, „Welche Schritte haben Sie bereits in der Vergangenheit unternommen, um Ihre Ziele zu erreichen?! und „Welchen Einfluss hatten Ihre Schritte auf die Ergebnisse Ihrer Arbeitstätigkeit?“
Um ein besseres Verständnis über die Professionalität eines Kandidaten zu erlangen, empfiehlt es sich, gezielt auf die einzelnen Schritte seiner Arbeitstätigkeit einzugehen, die der Kandidat Ihnen bei der Beantwortung dieser Frage aufzählen wird. Ein Profi muss in der Regel nicht lange darüber nachdenken, wie er in einer ihm bekannten Situation handelt und wird sich auf eine einfache und verständliche Art und Weise in die Einzelheiten vertiefen, weil es für ihn eine Routine ist. Dadurch bekommen Sie mehr oder weniger ein Verständnis über die praktische Umsetzung seiner Instrumente, wenn es nicht möglich ist, den potenziellen Mitarbeiter auf eine andere Art und Weise zu prüfen.
Es gibt aber wenige Profis, die im Laufe Ihrer Karriere noch keine Schwierigkeiten erlebt haben und die Professionalität eines Mitarbeiters lässt sich unter anderem auch dadurch erkennen, wie er mit schwierigen Situationen umgeht. Aus diesem Grund sollten Sie den Kandidaten auch gezielt auf die Probleme bei der Erreichung seiner Ziele ansprechen und auf welche Lösungen er dabei setzte, um diese Probleme zu lösen. Am besten sollte der Kandidat Ihnen konkrete Beispiele nennen, wann seine Ansätze womöglich nicht so gut funktioniert haben, wie erhofft, und wie er damit umging. Mit der Beantwortung dieser Frage, geht der Kandidat darauf ein, was in seinem Tätigkeitsbereich tatsächlich gut oder schlecht funktioniert.
Eine weitere Frage, die nicht unbeachtet sein sollte, ist die Frage über die Fehler. Ein Profi steht in der Regel zu seinen Fehlern und spricht offen darüber. Die Fehler gehören zu seiner Lernkurve und sind auch ein Bestandteil seines Erfolges, denn die berufliche Entwicklung ist ein Lernprozess, der eben aus Erfolgen und Misserfolgen besteht. Je mehr Versuche wir unternehmen, desto mehr Fehler können dabei entstehen. Mit jedem neuen Versuch erlangen wir aber zusätzliche Erfahrung, die uns bereichert.
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